Kunst wirkt wie ein fantastischer Traum

By decinti On octubre 20, 2015 · Add Comment
Die neue Artibus-Ausstellung „Mythologische erzählungen“ thematisiert ovids Metamorphosen auf hohem Niveau

Von Dirk Müller

Der Besuch dieser Kunstausstellung wird einem fantastischen Traum gleichen: Die Artibus- Schau, die am Sonntag, 18. Oktober, um 12 Uhr in der Galerie der Stolberger Burg eröffnet wird, trägt den Titel „Mythologische Erzählungen“ und beeindruckt auf hohem Niveau. Mit enormer Anziehungskraft lassen die Bilder den Betrachter tief in andere Welten eintauchen, erzählen sphärisch ihre Geschichten und vermitteln eine Fülle von menschlichen Emotionen. Die Werke von Alejandro und Antonio DeCinti sowie vom Artibus-Kurator Rafael Ramírez Máro lassen Ovids „Metamorphosen“ lebendig werden.

Dabei richtet die Ausstellung sich nicht nur an Kenner der Schriften des römischen Dichters Publius Ovidius Naso, kurz „Ovid“, oder der Sagen des klassischen Altertums, denn einerseits sprechen die Gemälde für sich, und andererseits informieren kurze Texte über die Motive und die literarische Grundlage. Harmonisch fügen sich die Exponate der drei Künstler zu einer komplexen Ausstellung. Geheimnisvoll, teils düster und oft von strahlender Schönheit künden die Werke von Vergänglichkeit, Leidenschaft, Verletzlichkeit und Begierde. Erotische Komponenten bestechen durch Sinnlichkeit und große Ästhetik.

Ramírez Máro thematisiert etwa die Geburt des Pegasus‘, zeigt die Sibyllen genannten Seherinnen und greift die Verwandlung (Metamorphose) als solche auf. Der Artibus- Kurator steuert zudem ein übergroßes Gemälde zu der Ausstellung bei, das sich auf das Ende von Ovids Metamorphosen bezieht und Gaius Julius Cäsar inmitten römischer Senatoren darstellt – kurz vor seiner Ermordung mit 23 Dolchstichen. Alejandro DeCinti widmet zwei Bilder der Entführung der Europa, und zeigt, wie Zeus, der mächtigste Gott des Olymps, in einen weißen Stier verwandelt die Schöne übersMeer zur Insel Kreta bringt.

Doch auch in menschlicher Gestalt begegnet Zeus dem Betrachter, und Alejandro DeCinti erweckt Nymphen des klassischen Altertums ebenso eindrucksvoll zumLeben wie Echo, die aufgrund ihrer hoffnungslosen Liebe zu Narcissus lange in Einsamkeit lebte und schließlich von Hera zu Stein verwandelt wurde. Alejandro DeCintis Sohn Antonio DeCinti assistierte bei der Entstehung dieser faszinierenden Werke und fertigte selbst Studien zu dem Zyklus an. In kleineren Formaten beschäftigt er sich mit „Momentaufnahmen“, greift erotische Details auf und variiert sie beeindruckend.
Captura

Ausstellung zum Thema „Narrenschiff“ in Burggalerie

Die beiden künstler Alejandro DeCinti und Rafael Ramirez Máro nähern sich dem Thema auf gegensätzliche Weise. Reger austausch.

Von M.-L. Otten

Stolberg. In Anlehnung an das „Narrenschiff“ von Sebastian Brant (1494) zeigen die beiden Maler Alejandro DeCinti und Rafael Ramirez Máro auf groß- und mittelformatigen Bildern ihre Sicht auf die Probleme menschlichen Verhaltens. Ihre Kunstausstellung in der Stolberger Burggalerie wurde amSonntagmorgen von TimGrüttemeier eröffnet.
Der Bürgermeister wies auf die große Strahlkraft der Bilder hin, die dem Betrachter die gegenwärtigen Missstände und Laster eindrucksvoll vor Augen führten. Während bei DeCinti ein Schiff noch im Wasser ist und Kurs auf ein fiktives Land nimmt, ist es bei Artibus-Kurator Rafael Ramirez Máro bereits gestrandet. Die Künstler haben sich dem Thema „Narrenschiff“ unterschiedlich genähert: Gedrückte Stimmung und verminderter Antrieb einerseits, Rastlosigkeit und gesteigerter Antrieb andererseits.
Was es mit wahrer Freundschaft und Verhinderung des Guten auf sich hat, zeigen zwei Ölbilder auf Leinwand unter dem Titel „Martyrium 1 und 2“ von DeCinti. Von der Überschätzung des Glücks zeugen die „Galionsfiguren“, die an der Außenseite des Schiffs dargestellt sind und es vor Unglück bewahren. Máro beleuchtet die in Sünde verharrendeWelt, worunter nach der spanischen Mystikerin Teresa von Avila die Trägheit des Herzens und die Abwesenheit Gottes zu verstehen ist.
Das Schlaraffenschiff „Charon“ erinnert bei Máro an Schiffe, die über das Mittelmeer gekommen sind und deren ausgemergelte Personen sich in Europa das große Glück erhoffen. Die Betroffenen scheinen in seinen Bildern dem Selbstmord oder Amok nah. Die gottverneinenden, sündigen Figuren machen nachdenklich und regen die Besucher, die in stattlicher Anzahl zur Eröffnung gekommen waren, zu einem intensiven Austausch an.
Rätselhaft und faszinierend zugleich ist das Bild des Rattenfängers von Hameln auf vielfarbigem bunten Tuch. Als Außenseiter, der die Kinder mit seinen lieblichen Flötentönen aus der Stadt Hameln lockt, kennt er das Gefühl des Ausgestoßenseins.
Der dritte ausstellende Maler ist Antonio DeCinti, 21-jähriger Sohn von Alejandro DeCinti. Er ist zwar nicht anwesend an diesem Morgen, aber er hat fünf Porträts mit den Flötistinnen „Sofia“, „Nabila“ und „Alma“ zur Kunstausstellung beigesteuert. Das sechste Bild zeigt „Zwei Hände“, ebenfalls aus dem Zyklus „Das Narrenschiff“.

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Meisterhafte Malerei mit philosophischer Tiefe

Artibus-Kunstausstellung zeigt Werke von Alejandro und Antonio DeCinti und Rafael Ramlrez Märo. Faszinierende Werke von großer Strahlkraft.

Von Dirk Müller

Es ist der kampf mit den Elementen, mit dem eigenen Leben und auch mit der ebenso individuellen Vergänglichkeit. Es ist der Kampf von äußeren und inneren Dämonen, von Vernunft und Wahnsinn. Und es ist vor allem der Kampf mit dem menschlichen Dasein, der menschlichen Seele, oder was immer wir darunter verstehen. Gewinnen kann ihn nur der Besucher der städtischen Artibus-Kunstausstellung, die am morgigen Sonntag, 21. August, um 12 Uhr in der Burg-Galerie eröffnet wird.

Zweipolige Ausstellung

Im Jahre 1494 erstmals gedruckt, erlebt das „Narrenschiff“ von Sebastian Brant eine weitere künstlerische Renaissance in der Burg-Galerie. Die spätmittelalterliche Moralsatire ist Grundlage des Zyklus’, den Alejandro und Antonio DeCinti geschaffen haben. Bei der Artibus-Schau sind Werke daraus zu sehen, die mit enormer Strahlkraft bestechen, und die Ausstellung ist quasi zweipolig, denn Artibus-Kurator Rafael Ramírez Máro geht mit seinen Exponaten das Thema völlig anders an.
In DeCitis Bildern strotzt das tosende Meer vor Vitalität, lebendige Galionsfiguren sind erotische Komponenten, Ästhetik trifft Ratlosigkeit und Verzweiflung aber auch auf Hoffnung. Somit kann der DeCinti-Teil der Artibus—Kunstausstellung als der manische umschrieben werden, während Ramírez Máro die depressive Seite der Thematik auf Leinwand bringt. Seine schiffe sind nicht auf See, sondern bereits gestrandet oder liegen trocken und fernab des Meeres in der Wüste. Den Rattenfänger von Hameln stellt Ramirez Maro als einen verkannten Künstler dar, der nicht in die Gesellschaft integriert ist, was fatale Folgen hat.
Als Künstler und vor allem als Artibus—Kurator hat Ramírez Máro bereits zahlreiche Ausstellungen in der Burg—Galerie aufgebaut, und oftmals fiel sein Blick dabei auf den dort befindlichen Narrenthron, der dem Karnevalsprinz der Kupferstadt bei der Proklamation als Sitzmöbel dient. Davon hat der künstler sich inspirieren lassen, und der Narrenthron findet sich auf einem der Bilder. „Allerdings in modifizierter Form“, betont Ramírez Máro, dass er „kein Sakrileg begehen” wolle. „Und um deutlich zu machen, dass der blinde Narr auf dem Thron eben nicht der Stolberger Prinz ist.”
Die Verwendung des Motivs sei keine hintergründige Anspielung, sondern vielmehr einem das Werk eingearbeitete Hommage an den Kupferstädter Karneval. In der Gesamtheit ist die Ausstellung stimmig wie niveauvoll und beeindruckt besonders durch das meisterhafte Können der Maler. Die Werke sind von hoher Anziehungskraft und offenbaren große philosophische Tiefe, der sich der Betrachter kaum entziehen kann.

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